Der erste Poetry Slam fand am 20. Juli 1986 in Chicago statt. Ausgerichtet wurde er im „The Green Mill“, einem der ältesten Jazz-Clubs in Chicago. Und Veranstalter war der Gedichte schreibende Bauarbeiter Marc Kelly Smith, der seitdem als Begründer des Poetry Slams gilt. Sein Gedanke dahinter war, eine lebhaftere Alternative zur klassischen Wasserglas-Lesung anzubieten. Daher stellte er die Show auf die Beine, die neben geladenen Gästen auch ein sogenanntes „Open Mic“ enthielt. Es konnten also spontan auch noch Menschen aus dem Publikum auftreten. Gerade diese Offenheit ist heute noch immer ein ganz wesentlicher Teil von Poetry Slam. Weil die Vielfalt des Formats vor allem durch die leichte Zugänglichkeit möglich ist. Genau wie auch Smiths persönlicher Hintergrund zeigt, dass Poetry Slam nicht nur für Student*innen und eine bürgerliche Elite gedacht ist. Sondern allen Menschen offensteht – sowohl im Publikum als auch auf der Bühne.
Wenig später wurden andere Literatur-Aktivisten auf das Format aufmerksam und verbreiteten Poetry Slam erst in den USA und schließlich in der ganzen Welt. So gründete der amerikanische Dichter Bob Holman 1989 den ersten Poetry Slam in New York und 1990 gab es den ersten „National Poetry Slam“, der in San Francisco ausgerichtet wurde.
Entstehung von Poetry Slam in Deutschland #
In Deutschland wurde der Begriff „Poetry Slam“ das erste Mal 1994 bei einer Berliner Veranstaltung verwendet. Jedoch gab es bereits seit 1986 ein ähnliches Format in Frankfurt und seit 1993 in Köln, nur unter anderen Namen. Die ersten deutschsprachigen Meisterschaften fanden im Oktober 1997 in Berlin statt. Trotzdem war Poetry Slam lange Zeit noch ein sehr kleines Randphänomen in der Kulturlandschaft, das viele nicht kannten. Die Szene wuchs langsam, aber sehr beständig – und war zunächst vor allem in Literatur-Kreisen bekannt und dann immer weiter darüber hinaus. Fernseh-Shows wie die „Slam Tour mit Kuttner“ trugen wesentlich dazu bei. Doch der stärkste Aufmerksamkeits-Push erfolgte mit dem viralen Erfolg von Julia Engelmanns „One Day / reckoning“ vom Bielefelder Hörsaal Slam 2013. Innerhalb kürzester Zeit hatte der Mitschnitt ihres Auftritts mehrere Millionen Aufrufe. Und plötzlich gab es viel Neugier gegenüber dem Format. Was sich innerhalb der Szene auch deutlich bei den Zuschauerzahlen bemerkbar machte. Seitdem konnten die Veranstaltungen stark wachsen und es sind viele neue Poetry Slams entstanden. Sodass es kaum einen Ort in Deutschland gibt, wo kein Poetry Slam zumindest in erreichbarer Nähe ist.
Der Begriff Poetry Slam … #
… ist der Legende nach ziemlich spontan entstanden: Und zwar wurde Marc Kelly Smith am Telefon gefragt, wie seine Veranstaltung heißen soll. Das wusste er eigentlich noch gar nicht, ließ sich aber kurzerhand vom Baseball-Spiel inspirieren, das bei ihm gerade auf dem Fernseher lief. Und schon war der Begriff geboren.