Seit den Anfängen in den 1990er-Jahren hat sich Poetry Slam in Deutschland vom kulturellen Randphänomen zum beliebten Veranstaltungsformat entwickelt. Längst findet der Dichterwettstreit nicht mehr nur in kleinen Bars und Kulturzentren statt, sondern auch auf großen Bühnen mit zum Teil mehreren tausend Zuschauern. Der Grund dafür ist eigentlich recht simpel: Poetry Slam ist leicht zugänglich und für Menschen jeden Alters ein Erlebnis. Denn gerade die erfahrenen Slammer*innen haben ein gutes Gespür dafür, wie sie ihr Publikum begeistern. Und das Format verfügt über eine Vielseitigkeit und Themenvielfalt, wie sie in anderen Szenen nicht zu finden ist. Poetry Slam ist nicht einfach Lyrik oder Rap, Kabarett oder Comedy – sondern vielmehr von allem ein bisschen. Jede Künstlerin und jeder Künstler entwickelt mit der Zeit seinen eigenen Stil, sodass du im Wettbewerb eine beeindruckende Bandbreite geboten bekommst. Das gilt genauso für die Themen, die von witzigen Alltagsgeschichten über bewegende Lebensschicksale bis hin zu politischen Entwicklungen oder kulturellen Auseinandersetzungen reichen können. Mal eindringlich vorgetragen, mal locker-amüsant, mal mit einer energiegeladenen Performance, dass dir die Spucke wegbleibt. Und auch wenn tatsächlich viele Poetry Slammer*innen eher aus dem studentischen Millieu stammen, ist Slam alles andere als elitär. Die Stimmung ist in der Regel sehr entspannt und gerade bei den kleineren Events kann im Grunde jede*r mal den Gang auf die Bühne wagen.
Ein Teil des Erfolgs liegt auch darin, dass das Publikum den Abend mitbestimmt. Durch die Wertungen wird entschieden, welche Personen noch einmal antreten dürfen. Die Veranstalter*innen wissen also vorher selbst noch nicht genau, wie sich die Show entwickeln wird. Auch wenn es manchmal Favoriten gibt, die beste Chancen aufs Finale haben. Doch letztendlich kann alles passieren und es gab schon so einige Überraschungen. Selbst für alte Hasen, die schon viel erlebt haben.
Um es noch mal auf den Punkt zu bringen: Poetry Slam ist abwechslungsreich, bezieht dich als Zuschauer*in mit ein und die Auftritte sind oft einfach richtig gut. Mit einer Energie und einem Erfindungsreichtum, die bei klassischen Wasserglas-Lesungen nur selten vorkommen. Also genau die richtige Mischung aus Kultur und spannender Unterhaltung.
Außerdem: Kaderschmiede für Show-Talente #
Was vielen außerdem nicht bewusst ist: Immer mehr kleine und große Berühmtheiten im Showgeschäft kommen aus der Poetry-Slam-Szene. Unter anderem Thorsten Sträter, Hazel Brugger, Marc-Uwe Kling und Felix Lobrecht. Auch wenn sie nur noch selten bis gar nicht mehr auf Poetry-Slam-Bühnen stehen, haben sie hier ihr Handwerk gelernt. Weil Slam für alle einen großartigen Raum zum Ausprobieren bietet und du dir hier außerdem viel von anderen abschauen kannst. Mit der Zeit ist Slam dann so erfolgreich geworden, dass sich sogar Persönlichkeiten wie Jan Böhmermann darüber lustig machen. Wir sehen das entspannt. Denn letztendlich bedeutet das vor allem, dass wir in der Gesellschaft angekommen sind.